Ein Stimmungsbild

Pfalz055Dunkel liegt die Nacht über der Wiese am Waldrand. Unzählige Sterne leuchten in der lauen und mondlosen Nacht. Wenn man lange genug innehält und den Blick an den schwarzen Himmel heftet, kann man die vielen Sternschnuppen erhaschen, die jetzt im August leuchtende Bahnen über das Firmament ziehen. Auf der Wiese sind gedämpfte Stimmen zu hören, eine Fiedel spielt ihr Lied. Obwohl es schon lange nach Mitternacht ist glimmen mehrere Lagerfeuer und es herrscht eine friedliche, ausgelassene Stimmung.

Um die Lagerfeuer drängen sich außer den Menschen bunte, abenteuerliche Bauwagen, Planwagen, Traktoren und sogar Pferde. Am Rande der Wagenburg, in der langsam die letzten Lichter verlöschen, grast eine Herde Schafe.

Es war ein langer Tag, mit einer langen Etappe, der hier mit schönen Gesprächen und ein wenig Ruhe ausklingt.

Manche Wagen sind bereits seit den frühen Morgenstunden unterwegs. Mit den ersten Sonnenstrahlen sind sie aufgebrochen, um die nächste berauschende Vorstellung, des mit uns ziehenden Wanderzirkus vorzubereiten. Mitten auf einem kleinen Marktplatz in einem heimeligen Dorf entsteht in der prallen Mittagssonne ein kleines, buntes Zelt mit einer noch kleineren Manege. Zwei, drei Verkaufsbuden gesellen sich dazu und sogar ein Schießstand lockt die ersten Schaulustigen. Wilde Tiere sind keine dabei, eher schon ein lustiger Bauernhof mit Ziege, Esel und einem wild gackernden Huhn. Während das Zelt noch dekoriert wird, sind die Jongleure und der Clown schon fleißig am üben. Schließlich wollen Sie heute abend eine neue Nummhauen013er präsentieren.

Währenddessen ziehen immer wieder einzelne Wagen, des aus mehr als vierzig Gefährten bestehenden Trecks, langsam durch den Ort. Viele nutzen die Gelegenheit, um Vorräte aufzustocken und Wasser aufzufüllen. Die "Späher", die dem Treck vorauseilen, versuchen bei der Gemeindeverwaltung die Genehmigung zu erhalten, hauen015die folgenden zwei Tage am Waldrand die Wagenburg zu errichten und somit auch einen Ruhetag einzulegen.

Wir sind schon über eine Woche unterwegs. Jeden Morgen, oder meist auch erst am frühen Mittag werden, nach ausgiebigem Frühstück, die Wagen beladen, die Zugmaschinen oder die Pferde vorgespannt und wir begeben uns weiter auf die Reise ins Ungewisse. Immer wieder auf das Neue beschließt der Siedlerrat unser Etappenziel der nächsten Tage. Manche brechen früh auf, um das gesteckte Ziel zu erreichen, andere, können binnen zweier Stunden den Anlaufpunkt für die abendliche Rast erreichen. Sie verlängern ihrhauen023e Tour durch selbstgewählte Abstecher, geben eine extra Vorstellung in einem kleinen Dorf, oder sind mit ihren Schaubuden auf einem Wochenmarkt zu Gast.

Meist fahren mehrere Wagen gemeinsam in einer Kolonne, und genießen am nächsten Fluß oder See die gemeinsame Mittagspause, um zu rasten und den Staub der Reise von sich zu waschen.

Jeden Abend sammeln sich all diese Wagen und Projekte am vereinbarten Treffpunkt. Die bunte Wagenburg mischt sich immer wieder neu. Lagerfeuer und Kochstellen werden gerichtet und schon bald riecht es auf dem Gelände nach den unterschiedlichsten Speisen. Hier und da wird zuerst gehämmert und repariert. Manche Gefährte bedürfen der dauernden Wartung, damit sie durch die Strapazen der Reise nicht auseinanderfallen.

Die Tiere werden versorgt. Manche Projekte werden aufgebaut. Am nächsten Abend wollen wir einen Empfang für die Menschen des kleinen Dorfes geben, mit Buffet, Musik, Tanz und kleineren Darbietungen. Dazu muß die Wagenburg natürlich in besonders schönem Glanz erstrahlen...